Geschichte des IWU

Gründung

Bürgergerechte Stadtplanung für Darmstadt-Kranichstein 1974
Sanierung sozialer Brennpunk- te Wiesbaden-Mühltal 1975
Familiengerechte Stadt- und Verkehrsplanung 1984
Niedrigenergiehaus Schrecksbach 1988

Die Institut Wohnen und Umwelt GmbH wurde durch die Hessische Landesregierung gegründet und nahm am 23. Juli 1971 ihre Arbeit auf. Sitz der Gesellschaft ist Darm­stadt, Gesellschafter waren und sind das Land Hessen und die Stadt Darmstadt.

Experimentierphase und Konsolidierung

Nach einer dreijährigen Experimentierphase (1971 –‌ 1974), in der Themen wie Probleme der Städtebau­för­derung, De­ter­minanten der Wohnungsversorgung und die Fall­studie einer Großwohn­siedlung in Darmstadt eher wis­senschaft­lich-theoretisch bearbeitet wurden, ent­wi­ckel­ten Geschäfts­führung und ein Teil der wissen­schaft­lich Be­schäftigten ein neues Konzept für die künftige In­sti­tutsarbeit. Dieses Kon­zept sah eine enge Verbindung der wissenschaftlichen For­schung zur politischen und pla­ne­rischen Praxis vor und betonte die Notwendigkeit, ver­wertbare und durchsetzbare Vor­schläge zu erar­beiten. Arbeitsschwerpunkte in den fol­genden Jahren waren The­men wie: Entwicklung der Sied­lungsstruktur in Hes­sen, Mo­dernisierung und Sanierung im Wohnungs- und Städtebau, Ent­wicklung des Wohnungs­bedarfs und der -nachfrage insbe­son­dere für die sozial schwächeren Schichten, Weiter­entwicklung von Instrumen­ten der Bür­ger­beteiligung und die Verbesserung des Wohnum­feldes vor allem im Bereich Verkehr.

Erweiterung um das Thema Energieeinsparung in Gebäuden

1985 fasste die Hessische Landesregierung den Be­schluss, die fachliche Arbeit um Fragen der rationellen En­er­gienutzung in Gebäu­den zu erweitern. Seit 1986 werden neben wohnungs­politischen Fragestellungen im Forschungs­bereich Ener­gie Konzepte für Niedrig­energie- und Passivhäuser im Neubau und Bestand untersucht und Planungs- und Bewertungswerkzeuge für die Energieeffizienz von Gebäuden entwickelt. Als zentrales Forschungsprojekt wurde 1989 und 1993 im Auftrag der Enquete-Kommission des deutschen Bundestages „Schutz der Erdatmosphäre“ das Energiesparpotential durch Wärmeschutzmaßnahmen für den deutschen Gebäudebestand bestimmt und Hemmnisse seiner Ausschöpfung analysiert. Die hier entwickelte deutsche Gebäudetypologie ist seither kontinuierlich fortgeschrieben worden.

1996 bis 2017 waren das IMPULS-Programm Hessen und die daran anknüpfende Hessische Energiesparaktion (HESA) beim IWU angesiedelt, um insbesondere Weiterbildungsinstrumente für planende Berufe und Akteure der Wohnungswirschaft zu erarbeiten.

Ausblick

Auch heute sind – wenn auch unter veränderten Vor­zei­chen – viele Fragestellungen und Themen der frühen Jah­re wei­terhin aktuell. Dabei hat die interdisziplinäre Bearbeitung von energietechnischen, akteursspezifischen und wohnungspolitischen Forschungsfragen an Bedeutung gewonnen.

Ein größeres Gewicht werden in Zukunft Fragen zur angestrebten Wärmeversorgung des Gebäudebestandes mit erneuerbaren Energien einnehmen – dies betrifft sowohl die praktischen Fragen der Intallation von Elektrowärmepumpen im Bestand als auch die systemischen Herausforderungen durch den volatilen Charakter einer Stromversorgung mit Wind und Sonne. Auch soll verstärkt der Energieaufwand bei der Herstellung von Materialien und Geräten in den Blick genommen werden. Weitere Herausforderungen stellen die von vielen Handlungsträgern geforderte Definition und Operationalisierung von Zielstandards für den klimaneutralen Gebäudebestand und die praxisnahe Kontrolle der Zielerreichung über Meilensteine und Indikatoren dar.
Eine holistische Sicht auf den Gebäudeenergieverbrauch wird auch das Verhalten der Nutzer stärker einbeziehen und u. a. empirische Daten für eine realitätsnahe Modellierung des Verhaltens nutzen.

Darüberhinaus sollen die Mobilisierung von Akteuren, zukunftsfähige Wohnformen, Klimaanpassung und Governance-Aspekte als eigenständige Themenschwerpunkte der Akteursforschung vertieft werden.
Einzelwirtschaftliche Betrachtungsweisen werden verstärkt durch eine gesamtwirtschaftliche Perspektive ergänzt, die sich darauf konzentriert, wie ein politisch gesetztes Ziel zu den geringsten Kosten realisiert werden kann und dabei die externen Kosten einbezieht.

In Bezug auf die Fragestellungen der Wohnungsversorgung werden der Analyse und dem Monitoring von Wohnungsmarktentwicklungen höhere Bedeutung zukommen (z. B. Gebietskulissen für mietrechtliche Regulierungsinstrumente).
Durch die Herausforderungen des demografischen Wandels steigt zudem der Bedarf an zielgruppenspezifischen Wohnungsmarktprognosen.

50 Jahre Forschung am IWU (Auszug aus IWU-Jahresbericht 2021)

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