Repräsentative Typgebäude als Erweiterung der deutschen Wohngebäudetypologie

Ausgangslage

Auf verschiedenen Ebenen werden derzeit von unterschiedlichen Akteuren Strategien zur Umsetzung der nationalen bzw. europäischen Klimaschutzpolitik in Gebäudebeständen entwickelt. Dabei müssen konkrete Ziele gesetzt, Teilschritte definiert, der Fortschritt verfolgt und die Zielerreichung beurteilt werden. Eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung eines überprüfbaren Modernisierungspfads ist jedoch häufig nicht gegeben, nämlich die Kenntnis über den Modernisierungszustand des jeweiligen Gebäudebestands. Dies betrifft Bestände in Quartieren, Kommunen und Bundesländern, aber auch die Gebäudeportfolios von Wohnungsunternehmen oder Immobiliengesellschaften.

Häufig werden für die Modellierung die Beispielgebäude der IWU-Typologie im Zustand „unsaniert" herangezogen. Die Verwendung von Beispielen als Repräsentanten und der Ansatz des unsanierten Zustands ist wissenschaftlich nicht vertretbar und führt zu eher zufälligen und evtl. systematisch falschen Beurteilungen des durch die Maßnahmen erreichbaren Energiesparpotenzials.

Ziele

Das Projekt zielt deshalb darauf ab,

  • aus statistischen Daten „mittlere Gebäude“ abzuleiten – hier als „repräsentative Typgebäude“ bezeichnet –, die bei der energetischen Betrachtung auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene als Stellvertreter des Bestands verwendet werden können und dabei realitätsnähere Werte liefern als andere bisher übliche Vorgehensweisen.
  • bei Verwendung der Daten der Typgebäude für ein Teilsegment des Gebäudebestands die Unsicherheiten für Eingangs- und Ergebnisdaten grob abzuschätzen.
  • in Kombination mit der Methodik zur Kalibrierung der Energiebilanzberechnung „typische Verbrauchswerte“ und deren Bandbreiten, differenziert nach Baualter und Gebäudegröße sowie zusätzlich nach dem Modernisierungszustand, zu ermitteln.


Vorgehen

Ausgehend von vorliegenden statistischen Daten und empirisch abgeleiteten Funktionen sollen der durchschnittliche Zustand und der durchschnittliche Energieverbrauch der im deutschen Wohngebäudebestand vorkommenden Gebäudetypen abgeschätzt und die entsprechenden Daten in Form von „repräsentativen Typgebäuden“ bereitgestellt werden. Die Typgebäude sollen dabei jeweils Teilmengen des Wohngebäudebestands repräsentieren, die über Baualter und Gebäudegröße definiert sind.

Das Projekt knüpft an das Konzept der deutschen Wohngebäudetypologie an, die Berechnungen für Beispielgebäude im unsanierten und im modernisierten Zustand enthält, und stellt einen zusätzlichen Baustein bereit, der empirische Aussagen zum energetischen Zustand zuordnet.

Als Ergebnis werden Fachinformationen zu den „repräsentativen Typgebäuden“ und Tabellenwerte bereitgestellt. Diese sollen von Energieexperten als Grundlage für strategische Modellierungen von Teilsegmenten des Gebäudebestands (z.B. Quartiere, Bestände von Wohnungsunternehmen) genutzt werden können, wenn entsprechende konkrete Informationen zum betreffenden Bestand fehlen. Ein ergänzendes Schema für die Quantifizierung der Unsicherheiten liefert einen Anreiz, zielgerichtet fehlende Informationen durch Erhebungen, den Aufbau einer Datenbank und Maßnahmentracking zu integrieren. Ergänzend sollen Energievergleichswerte bereitgestellt werden, die je Gebäudetyp durchschnittliche Verbrauchskennwerte differenziert nach Modernisierungszustand enthalten.

Bearbeitungszeitraum

Dezember 2022 – Dezember 2024

Projektteam

Kontakt

Britta Stein
06151 2904-51
b.stein(at)iwu(dot)de

Fördermittelgeber

  • Dieses Projekt wird gefördert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Auftrag des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen aus Mitteln der Zukunft Bau Forschungsförderung.